“Inseln der Glückseligen” – so wurden die Kanarischen Inseln von alters her bezeichnet, und die Bezeichnung ist tatsächlich passend – denn diese Reise war einfach wunderschön und ich war sehr glücklich auf Teneriffa!

Während es in Zürich Ende Oktober schon so richtig ungemütlich ist und auch im Tessin sich die schöne Zeit des Jahres definitiv dem Ende zu neigt, ist das Klima auf den Kanaren immer noch mild und angenehm, das Meer ebenfalls, und die Vielseitigkeit der Insel ist faszinierend: Von karger Mondlandschaft, Lost Places und monströsen Bausünden im Süden bis zu üppiger, nebelverhangener Vegetation im Norden und mit dem höchsten Berg Spaniens, dem Teide, sogar alpinen Kulissen ist alles zu finden.

Insel der Rollstuhlfahrer

Ich habe die Reise zusammen mit meiner Freundin Manu geplant, die noch nie geflogen ist. Unsere Wahl fiel auf Teneriffa, weil Manu ihren elektrischen Rollstuhl mitnehmen musste und die Kanareninsel eine gute Infrastruktur für barrierefreies Reisen haben soll. Aber die Planung war eine echte Herausforderung: Ein Angebot vom Reisebüro Procap, das auf barrierefreies Reisen spezialisiert ist, grenzte mit über Fr. 2500.- pro Person für 10 Tage dermaßen an Wucher, dass wir uns fragen, ob man sich hier auf Kosten behinderter Menschen bereichert. Auch war die Beratung kompliziert, unflexibel und wurde unfreundlich, als wir unsere Wünsche äußerten – aber hallo, wenn ich schon ans Meer fahre, dann will ich auch ein Appartement mit Meersicht, und obwohl wir betonten, dass wir die Möglichkeit haben möchten, selbst zu kochen, wollten die uns eine nicht-vegane Halbpension aufs Auge drücken. Ich nahm die Organisation von Flug und Unterkunft schlussendlich selbst in die Hand und wurde bei Airbnb fündig. Die Wohnung war perfekt: liebevoll eingerichtet und herzig, die Meersicht der Hammer und die Lage auch super, da abseits von den großen Touristenzentren und doch mit einer (rollstuhlgängigen!) Buslinie an das etwas weiter östlich gelegene Los Cristianos angeschlossen.

Insel der Bananen

Darauf eingestellt, dass wir einfach touristische Badeferien machen, war ich von der Insel sehr positiv überrascht! In Los Cristianos musst du natürlich als Veganer nichts zu essen suchen wollen, dort sind die den Deutschen und Engländern angepassten Restaurants mit ekelerregendem Bacon & Co. allgegenwärtig. Aber ich war begeistert, wie viele exotische Früchte auf Teneriffa angebaut werden (auch die Bananenplantagen sind allgegenwärtig) und vor allem, dass diese auch reif verkauft werden und bezahlbar sind, im Gegensatz zu denen in der Schweiz. So genoss ich täglich kleine, einheimische Bananen, die mich an diejenigen von Thailand erinnern, außerdem Papayas. Und an jeder Ecke gibts ein Indisches Restaurant (was wir mehr als einmal sehr genossen haben ;-), und nicht zuletzt sind die einhiemischen Kartoffeln, die Papas, mit grüner und roter Mojo-Sauce vegan und so lecker, dass ich mich auch größtenteils davon ernähren könnte.

Insel der Bausünden

Schönheit und Hässlichkeit liegen auf Teneriffa ganz nah beieinander. Der traumhafte Blick auf das Meer und die Südwestlage von Playa Paraiso, wo unser Appartment lag, machen dem Namen ale Ehre – wenn man die Wolkenkratzer des Hard Rock Hotels ausblendet. Unser kleiner Strand, eine Minute vom Appartment entfernt, war aber wirklich ein Glücksgriff – und dann hieß er auch noch “Playa Las Galgas”!
Auf meinen Wanderungen der Küste entlang entdeckte ich zahlreiche “Lost Places” – der Hippiestrand mit an Slums erinnernden Zelt-Wohnwagen-Kolonien ist nur wenige Gehminuten von Playa Paraiso entfernt. Als Fotokulisse ist das sehr dekorativ, aber es ist doch traurig wie vermüllt hier viele Küstenabschnitte sind!
Los Cristianos ist zum Shoppen lustig und auch die Strände sind schön und erstaunlich wenig überfüllt, aber es ist kein “gewachsener” Ort sondern ein reines Touristenkaff voller “Bettenburgen” – leider wirklich ein Ort der Bausünden. Um so mehr beglückwünschte ich mich, mit einer Unterkunft etwas weiter außerhalb eine gute Wahl getroffen zu haben.
Unser Ausflug zum Whale Whatching mit einem Segelschiff war aber trotzdem ein fantastisches Erlebnis. Das Schaukeln des Bootes, die zutraulich darum herumschwimmenden Pilotwale (sie haben vor der Küste von Los Cristianos ihren Ruheplatz und fühlen sich durch die Boote nicht im Geringsten gestört) und das Glitzern der Sonne auf dem Wasser schufen eine wundervolle, meditative Stimmung.

Insel des ewigen Frühlings

Das Klima auf den Kanaren ist einfach perfekt, da es immer über 20°, aber unter 30°C liegt. Auch wenn ich persönlich gegen mehr Hitze nichts einzuwenden gehabt hätte, war es einfach nur angenehm. Aber wir waren doch froh, den touristischeren Süden gewählt zu haben, denn “Insel des ewigen Frühlings” bedeutet auch, dass es im Norden häuft regnet. Und auch im Süden wurden wir von ein paar heftigen Regengüssen nicht verschont. Für die Einheimischen ist das aber ein Segen, da der Süden karg und trocken ist.
Leider verhüllte sich El Teide, der höchste Berg Spaniens, die ganze Zeit über mit Wolken, so auch am Tag unserer Inselrundfahrt. Ich konnte im Teide Nationalpark aber trotzdem interessante Fotos machen und auch die Fahrt nach Norden über La Orotava nach Puerto de la Cruz war interessant. Dort drüben ist die Landschaft üppiger und grüner (kein Wunder wenns ständig renget!) und erinnert mich sehr ans Tessin. Man findet Kastanienbäume, die neben Bananenbäumen wachsen.

Eine Insel, um zurückzukehren und noch mehr zu erkunden

Ich muss gestehen, dass ich mich ein wenig in Teneriffa verliebt habe. Leider waren die zehn Tage viel zu kurz, um alles anzuschauen, was ich wollte. Von den vielen tollen Wanderungen, die man hier unternehmen kann, ganz zu schweigen. Und so seht für Manu und mich fest: Wir kommen nächstes Jahr auf jeden Fall wieder!