Wunderschöne Plätze hat es zahlreiche in meiner nächsten Umgebung und oft rufe ich mir ins Gedächtnis, wie privilegiert ich deswegen doch bin. Andere nehmen zuerst beträchtliche Unbequemlichkeiten in Kauf (wie zum Beispiel den immer krasser werdenden Stau am Gotthard-Nordportal) um an Orte zu gelangen, die für mich nicht mal einen ganzen Tagesausflug bedeuten, ja kaum eine Stunde Fahrt. Angefangen mit den Brissago-Inseln in allernächster Nähe und dem Monte Verità, meinem Hausberg, den ich praktisch täglich bewandere, geht es heute ein wenig weiter über die italienische Grenze zu den Borromäischen Inseln (it. Isole Borromee) im italienischen Teil des Lago Maggiore im Golf von Verbania. Dort liegt ein weiteres kleines Paradies: die Isola Bella.
Früher nichts weiter als ein paar unfruchtbare Haufen Stein, kam die Inselgruppe im zwölften Jahrhundert in den Besitz der Familie Borromeo. Die eine der Inseln benannte Vitaliano Borromeo nach seiner Comtessa Isabella und er scheute keine Mühen, um darauf einen wunderschönen Sommerpalast mit einem traumhaften Garten zu errichten: Er ließ große Mengen Erde auf die Insel bringen, um ein pyramidenartiges System von zehn Terrassen für den Garten zu errichten. Das unvollendete Gebäude beherbergt Gemälde von lombardischen Künstlern und flämische Teppiche. Von einem prächtigen Treppenhaus gelangt man in den Raum der Medaillen, der nach den runden Bildern an der Decke benannt ist. Dann folgen das Musikzimmer, ein Konferenzraum und das prächtige napoleonische Zimmer, in welchem Napoleon genächtigt hat. Ebenfalls sehenswert ist der große Bankettsaal. Auch die „Grotten“ des Schlosses sind berühmt für die vielen Steine und die ausgestellten Korallen. Im Garten wachsen, ähnlich wie auf den Brissago-Inseln, dank des besonders milden Klimas mediterrane Pflanzen und weiße Pfauen stolzieren herum.
Auch die Nachbarinsel, Isola dei Pescatori, besitzt mit den romantischen ehemaligen Fischerhäuschen, den kleinen Booten und verwinkelten Gässchen einen ganz besonderen Charme. Als ich noch ein Kind war, besuchten wir die Insel regelmäßig und ich erinnere mich noch an die erstaunlich vielen Katzen, die sie damals bevölkerten (dank reichlich Fischresten und mangels Feinden wie Hunden und Autos). Leider ist die Inselromantik von den Touristenmassen inzwischen weitestgehend zerstört worden. Einen Ausflug sind die Borromäischen Inseln aber allemal wert, vor allem bevor die Hochsaison beginnt.